Von einem, der auszog, die Finanzwelt zu verstehen. (2)

Teil 1 hier… …die Frage war: Sind 18 bis 20 Prozent Rendite langfristig möglich?

Von der Geschichte ausgehend habe ich dann angefangen, über Aktien zu lesen. Im Folgenden verkürzt meine Meinungen und Ansichten zum Thema. Das nur vorweg, damit ich nicht immer „ich denke“, „ich finde“, „ich habe gelesen und es klag sinnvoll“ schreiben muss…

Interessant zum Beispiel, dass an sich eine Aktie eine sehr wertstabile Anlage ist, wenn man sich vom Aktienkurs loslöst. Schließlich handelt es sich um den Anteil an einer Firma. Aktien sind per se also nicht ‚böse‘ oder ‚riskant‘ es kommt nur auf die Zielsetzung an.

Relativ einfach kann man an einer Börse eine Aktie aus zwei Gründen handeln. Entweder, weil man auf die Firma, die hinter dem dreistelligen Kürzel steckt vertraut oder weil man auf den Kursverlauf „wetten“ will, also einfach aus der Vergangenheit des Kurses annimmt zu wissen, wohin er sich in Zukunft entwickelt.

Wenn man Börsen betrachtet, kann man generell sortieren: Anlagehorizont – also die Zeitebene, Anlagevolumen und natürlich die Anlageform selbst – Aktien, Optionen, Derivate und so weiter. Eventuell könnte man auch den Handelsplatz und das Handelsvolumen einer Anlageform eigenständig sehen. Ich habe mich fast nur mit Aktien und Optionen tiefer beschäftigt, alles andere erfordert dann schon wirklich detaillierte Kenntnisse der Materie.

4 Grundsätze, bevor man sein Geld erfolgreich anlegen kann:
1) Realisiere, dass du das Geld vernichten könntest.
2) Lege nur Geld an, dass du weder un-, noch mittelbar für eine andere Investition (in Kleidung, ein Auto, usw.) benötigst.
3) Suche dir eine Anlageform, die du verstehst.
4) Setze dir klar formulierte Ziele, bevor du investierst. „Ich will reich werden“ ist KEIN Ziel. Think SMART!

So grundsätzlich sollte man unter 5000€ nicht mit dem Investieren anfangen. Darunter fressen die Kosten für das Führen eines Depots die Ergebnisse auf. Um bei 2000€ etwa mit einem mittelteuren Depot überhaupt Geld zu verdienen sollten die Investments etwa 25% Rendite abwerfen. Hart, oder?

Da ich noch nie 5000€ besessen habe, die ich einfach investieren könnte, habe ich dann zum Instrument der Wahl gegriffen, wenn etwas real nicht geht: Im Internet bei einem Börsenspiel angemeldet.

Ich habe im Studium auch einen Student kennengelernt, der mittlerweile von seinen Investments leben kann. Der hat mir aber erzählt, dass er vor seinem jetzigen (sechsstelligen) Investitionsvolumen das Startdepot sponsored by Daddy fast komplett vernichtet hatte. Das war dann auch ein Zitat: „mittelhoher fünfstelliger Betrag“…

Ich war also bei einem Börsenspiel angemeldet, mit halbwegs realen Bedingungen: über 25.000 verschiedene Papiere und Optionen, Handelsplätze und Realkurse – lediglich um 15 Minuten verzögert. Starten darf man da mit etwa 50.000€. MIT realistischen Fondsgebühren. Kommt dem echten Leben also schon recht nah.

Mit zwei unabhängigen Depots habe ich dann, ich war so 14 oder 15 innerhalb von zwei Jahren jeweils das Volumen mehr als verdoppelt. Am Ende meiner aktiven Handelszeit nach etwa zweieinhalb Jahren hatte ich aus 100.000€ etwa 220.000€ gemacht. Eine Rendite von 120%! Und ich denke, das wäre auch realistisch möglich gewesen.

Mein Vorgehen, ungefähr:
1) Zu jeder Zeit diversifizieren. In der Regel hatte jedes Depot mindestens 4 verschiedene Positionen (also unterschiedliche Wertpapiere). Oft aber auch unterschiedlich riskante Papierarten.
2) Handel vor allem mit Optionen auf real wahrscheinlich eingeschätzte Szenarien (Autobranche boomt? Option auf den Anstieg des BMW-Aktienkurses!) Einfach deshalb, weil Optionen den möglichen Gewinn (damit natürlich auch den möglichen Verlust) vervielfachen.
3) Einstiegs- und Ausstiegsziele setzen. Ich wusste fast immer vor dem Kauf eines Papiers, in welchem Worst-Case-Fall es abgestossen wird und bei welchem Kurs mir der Gewinn genug sein würde.

Denn eigentlich ist das alles kein riesen Hexenwerk. Dummerweise spielt unsere Psyche da nicht mit. Und wir neigen dazu: „Gewinne zu früh und Verluste nicht zu realisieren

Daher füge ich meinen 4 Grundsätzen von oben einen entscheidenden Überbau hinzu:
Stelle so gut du kannst sicher, dass du keine irrationalen Entscheidungen treffen wirst.
Dazu gehört auch, sich nicht zu ärgern, falls deine 30%-Gewinn-Aktie nach deinem Ausstieg nochmal 40% zulegt. Schließlich hätte sie auch 40% fallen können.

Denn wer keine irrationalen Entscheidungen trifft und handelt was er versteht, davon bin ich überzeugt – der kann auch 18-20% Rendite auf langfristiger Basis erreichen. (Vorausgesetzt sein Vermögen wird nicht zu groß, dass der Kauf/Verkauf einer Aktie den Kurs schon beeinflussen kann)

PS: Generell glaube ich, relativ gut zu sehen, wann eine Aktie günstig zum Einstieg ist. Hätten meine Eltern auf mich gehört, hätten sie auch eine eventuelle Anlage in ein DAX-Zertifikat verdoppeln können (Einkaufsempfehlung bei 4300 Punkten, ich wäre aber bei 8700 Punkten ausgestiegen. Wer dachte schon, dass der DAX die 10.000 Punkte knackt…)

15 Gedanken zu “Von einem, der auszog, die Finanzwelt zu verstehen. (2)

  1. Und die Moral von der Geschicht‘?
    1. Man braucht Geld, um Geld zu verdienen.
    2. Reich sein langweilt anscheinend derart, dass man sich ein eigenes exklusives Glücksspiel ausdenken muss.
    3. Ein anzugtragender Glücksspieler „mit Lizenz“, sprich: Börsenmakler, verdient mehr, als einer, der körperliche, ehrliche Arbeit verrichtet, wie zB. ein Handwerker. Das sagt doch Einiges über den Zustand der (westlichen) Welt aus, oder?
    4. Börse macht Spaß. 😉
    Ob die Molly Unlimited auch mal an die Börse gehen sollte? Könnte schon mal wieder etwas Kleingeld gebrauchen, *kopfkratz*
    Oh, fast vergessen:
    5. Ich wette 9,20€ (natürlich gemäß Deinen Vorgaben; das Geld in den Sand zu setzen kann ich mir also leisten, also so grad noch): Wenn jeder wüsste, was Optionen&Co. WIRKLICH sind … würden wesentlich weniger Menschen in solche investieren! Aktien sind ja noch OK, aber alleine schon auf KaufOPTIONEN zu setzten, also mal bei aller Liebe: Das ist doch krank!!!!

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    1. Ui, was ein langer Kommentar. Aus der Antwort könnte man ja schon wieder einen Beitrag machen…
      1) Klar. Der „Jesuspenny“ funktioniert nur im optimalen Umfeld und dem Zinseszinseffekt ist es egal, wie viel harte Arbeit dahintersteht.
      2) Das „Spiel“ ist nicht exklusiv. Nur muss man sich halt um 1) bemühen.
      3) Nuja. Ein Börsenmakler handelt nicht selbst. Er führt bloss Order aus, die er übermittelt bekommt. Ist eigentlich auch nur Handwerk. Ich vermute du meinst Trader – die sind die die investieren.
      4) Klar, Börse kann Spass machen. Wenn man Zahlen mag. (Deine Tomatensosse-Zahlenspiele prädestinieren dich dafür doch!)
      5) Ich halte dagegen. Ich mag Kaufoptionen gern und besonders schwer zu verstehen sind sie auch nicht. Optionen sind sogar wichtig zur Risikoabsicherung. Frag mal Fluggesellschaften zum Beispiel! Interessant wird es, wenn du weitergehst: CFAs, Swaps, …

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    2. Du Spaßkeks!
      Ad 2) Du sagst, unter 5000€ Einsatz, auf die man zur Not verzichten könnte, lohnt sich das Ganze nicht; im nächsten Atemzug streitest Du die Exklusivität der Veranstaltung ab.
      Und jetzt wirf mal einen Blick auf Drin Diskrepanzenmessgerät, das läuft grade Amok, Schätzchen: *Uiuiuiuiuiuiuiui* 😉

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    3. Sag ich. Dazu stehe ich auch, dass es möglich ist. Eben einmal entsprechend zu sparen und dann erfolgreich zu investieren. Eine Frage der Priorität aber machbar.
      Beispiel du: Herr L und du waren eine Schachtel täglich oder so? Selbst bei einem mittleren Preis von 3,50€ pro Schachtel sind das 1.200€ im Jahr. Hättet ihr also zur Schwangerschaft aufgehört und das Geld ausnahmslos gespart…voilá. Ist schwierig? Bestimmt! Aber nicht machbar? Nö. Irgendwo ist fast alles Exklusiv.

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    4. Spaßkeks. Und ja, man kann sich auch nur von Butterbrot, Obst, Gemüse und Leitungswasser ernähren, und wenn es kalt wird, gibt’s halt nen Pulli mehr an, gelle? Dann hat man auch rucki-zucki die passende Gaderobe für den souveränen Opernbesuch parat!
      Eieiei.
      Es scheinen sich die Geister zu scheiden. In meiner kleinen Welt spart man nicht auf den ersten Fond, sondern schonmal auf das nächste Auto, den neuen Herd etc. Und dann gibt es Menschen, die können nichtmal das. Ergo läuft Deine Aussage für mich ganz klar an der Praxis vorbei. Und zum Thema eingespartes Geld, ehemals für Zigaretten: Das haben wir halt immer woanders gespart, das gleicht sich jetzt aus.
      Und jetzt sage ich: Dann gib mir doch 5000€, wenn das so easy ist! und lache chrchrchr wie Ernie! 😉 😀

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    5. Ich weiß dass das polarisiert. Darf es ja. Ich verstehe deine Argumentation vollkommen. Und glaube mir – im Zweifel würde ich in so Situationen mich auch eher dagegen entscheiden. Aber ich sehe es als bewusste Entscheidung dagegen an. (Auch da: gemein von mir. Schließlich fängt nicht jeder mit 8 an, über die eigene Altersvorsorge nachzudenken)
      Und dass zum Beispiel Arbeitslosengeld das nicht hergibt ist mir auch bewusst. Wir sind halt nur ein paar Jahre hinter Japan…

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  2. Nicht zurückziehen. Ich meine nur, ich weiss, dass man nicht unbedingt Einbußen hinnehmen muss, um handeln zu können. Dennoch – falls ich lieber ein Bier mehr trinke, als das Geld zu sparen habe ich hinterher kein Recht zu sagen „es geht ja gar nicht“. Es geht. Ich will es nur nicht (genug).

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  3. Hmpf. Klingt für mich – sorry! – nach den pseu- nee, das sag ich jetzt nicht. Ich mag Dich. Aber – nochmal sorry! – solche Aussagen machen mich wütend. Und denke mir: „Lern erst einmal das (unprivilegierte) Leben kennen!“
    Vielleicht irre ich mich, und Du bist gar nicht privilegiert. Aber sorry, Du klingst wie ein – Jemand, der keine Ahnung hat. Wäre mir egal, gäbe es da nicht das Problem in unserer Gesellschaft, dass Menschen ohne jede Ahnung generationenlang ihr Leben „da oben“ verbringen könnten, ohne jemals die Wahrheit kennenzulernen. Das sind dann die, die dann-
    Nee, sorry, ich pack`s nicht. Will Dich andauernd beschimpfen, dabei mag ich Dich doch so gut leiden! Nur weil Du Dich (bewusst? Aus Spaß?) zur Zielscheibe machst, heißt das ja noch lange nicht, dass ich auch abdrücken darf, ohne selbst dafür verantwortilch zu sein.
    Bei diesem Thema hört für mich nur irgendwann der Spaß auf.
    Und ich auch jetzt, kommt nichts Gutes mehr dabei raus. 😦

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  4. mittelhoher fünfstelliger Betrag

    Uijui. Aber es zeigt, dass es für solche Gruppen/Gesellschaftsschichten wohl eher ein Spiel denn ein Verlust ist.

    Und ja, ich würde bestätigen – nur mit Geld kommt man zu (mehr) Geld. Sieht man ja auch an der weltweiten Verteilung. Ganz wenige Prozent der Weltbevölkerung (zu müde zum nachschlagen, suche auf meinem Blog) haben fast die Hälfte des Weltvermögens inne. Da läuft was verkehrt. Denn schließlich „vermehren“ die es ja – wobei das Vermehren eben keines ist, sondern ein „Abzapften“ bei den jetzt schon oder zukünftigen Armen. Und das sollte in einer Welt (meiner Vorstellung nach) nicht vorkommen.

    Und ja, mit viel harter ARbeit und entpsrechender Beobachtung sind 18-20 Prozent Rendite möglich. Aber du vergißt, mal weiter zu schauen. Woher kommt dieses Geld? Auf wessen Kosten geht das?

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