(Meine?) Ziele.

Träume hat jeder. Manchmal erinner man sich an sie, manche tun dies sehr lebendig, ich erinnere mich nie an die Dinge, die mir (laut Psychologen) mein Unterbewusstes mitteilen will. Vielleicht ist mein Unterbewusstes auch einfach nur zu introvertiert und still um sich mitzuteilen? Aber egal, um diese Art von Träumen soll es nicht gehen – auch wenn ich einen sehr kompakten Ratgeber zu Traumdeutung (Botschaft: Lass es!) schreiben könnte.

Nein, mir geht es um Träume im Sinne von Zielen, die man sich steckt. Die typischen „das will ich in meinem Leben noch erreichen“ Dinge. Solche Dinge hat auch jeder. Kommt man ja nicht drum rum. Die Engländer nennen solche Ziele „Bucket list“. Habe ich nie wirklich verstanden – für den ganz neugierigen wird es hier erklärt. Rein vom Wort her finde ich es einfach seltsam.Für den ambitionierten Träumer gibt es jetzt auch eine Internetseite dafür. Also, wo man sich dann alle seine Ziele im Leben aufschreiben kann. Ich habe mir das ganz mal angeschaut. Es gibt dort eine Person, die hat schon über 2000 (in Worten: zweitausend!) Ziele erreicht. Die meisten angemeldeten Menschen haben so irgendetwas zwischen 100 und 500 Zielen.

Ich finde ja, das ist viel. Nicht dass ich behaupten wollte, meine acht Ziele sollten das optimale Maximum darstellen. Aber insgesamt frage ich mich: Wie viele Ziele kann man sich denn setzen, bevor es Sucht, ein Zwang wird. Immer neue Ziele (er-)finden. Immer neue Ziele erreichen. Wie kann man in so einem Umfeld noch bewusst genießen, dass man eins seiner Ziele erreicht hat?

Ich hatte schon immer viele Träumereien im Kopf. Das meiste relativ vage und unspezifisch, manches sehr real. Als kleiner Junge – ich war gerade auf das Gymnasium gekommen und obwohl mir die Schule und lernen gefiel nervte mich durchgetaktete Alltag – beschloss ich, ich würde ganz viel Geld sparen und mein Studium richtig ausleben und genießen. Zum einen, dass ich mir selber aussuchen konnte, WAS ich studiere. Zum anderen durch die großen zeitlichen Freiheiten. Immerhin konnte ich bis jetzt etwa acht Monate im Jahr machen was ich wollte, mit ein bisschen Lern- und Klausurphase alle halbes Jahr.

Natürlich – in diesem einen Ziel kulminiert vieles. Allein wohnen. Selbst aussuchen wann und wohin ich in den Urlaub fahre. Eine Prüfung einfach ausfallen zu lassen. Wäsche waschen….und so weiter. Ich könnte hier jeden dieser kleinen Erfolge aufzählen und mich dann vielleicht sogar für einen kurzen Moment so gut fühlen, wie in den Momenten, in denen ich das alles erlebte.

Am Ende finde ich es aber Schade. Dieses „Facebook für Lebensoptimierer“ (so kommt es mir vor) lädt ein zum Wettkampf. „Was, du hast nur 70 Ziele? Und noch nicht einmal Deadlines dafür definiert? Wie willst du denn damit ein erfolgreiches Leben führen?! Schau mal, ich habe schon drölftausendzich Ziele erreicht. Mein Leben ist soooooo viel besser als deins!“

Eigentlich wollte ich einen positiven Artikel über bucketlist.org schreiben. Denn an sich finde ich die Idee gut, die eigenen Ziele als Liste irgendwo aufzubewahren. Dann probierte ich es selbst aus und war über den Gamification-Ansatz erschrocken. Passt einfach nicht.

Ziele zu haben ist etwas schönes. Sie zu erreichen ist noch schöner. Und sie zu teilen, mit Freunden, Verwandten, Familie bei einem geselligen Abend kann auch etwas schönes haben. Solange es niemand als Wettbewerb versteht. Da ist der Spaß schnell verflogen.

Jeder Mensch sollte sich seine Lebensziele frei wählen dürfen. Ohne dafür von anderen Menschen beurteilt zu werden. Ich wünsche dies jedem von euch. Ein Umfeld, das unterstützt, nicht bewertet. Das sich mitfreut, einfach weil ihr euch freut auch wenn es nicht verstanden wird. Ein eigenbestimmtes Leben.

 

 

PS: Ursprünglich wollte ich mal meine ganz eigene Liste erstellen. Dann wurde dieser Post daraus. Ich freue mich bei diesem Artikel besonders über jede Art von Feedback, Kritik, eigene Meinungen, haut bitte in die Taste 😉

15 Gedanken zu “(Meine?) Ziele.

  1. Sehe ich wie Du. Vor Allem ätzt es mich an, wenn die Einen verächtlich auf die Andern herabschauen: „Was? Damit bist Du schon zufrieden?“
    Ich denke, ich schreibe einfach einen Beitrag zu dem Thema, den ich dann selbstredend Dir widme, lieer ME-Johannes 😉
    Witziger Weise fiel mir zu dem Thema erst gestern eine Begebenheit dazu ein, fand aber nicht den rechten Aufhänger … Jetzt hab ich ihn, mal schauen, was dabei herauskommt! 🙂
    -> Wann muss ich abliefern? 😀

    Like

    1. Zugegeben. Da gehört schon was dazu. Von ‚was ich will haben alle anderen auch zu mögen‘ zu ‚wie sind halt irgendwie alle verschieden‘. Und dann gibt es einfach Dinge, die sind für mich sinnfrei, für dich eine Errungenschaft. Ein schmerzfreies Knie wäre so was…
      Abliefern? Hmm, ich würde sagen demnächst? *ruft in seiner Eigenschaft als Assistent einen Lieferdienst. „Genau, sie muss etwas abliefern. Ja, könnte schwerer wiegen. … Genau, inklusive Entwurfsseiten. Ich weiß, das wird ein Papierberg…aber es geht um *flüsternd* DIE CHEFIN!“ klappt Telefon zufrieden weg*

      Like

    2. Hämma, Sugar, ich bin nicht „DIE Chefin“, bin eine, bin mehr als keine. Bin nicht diese oder jene, bin vielmehr welche, und zwar diejenige. Einfach „Chefin“ genügt also! 😉

      Like

    3. Selbst unter dir als Königin müssen doch Hierarchien existieren. Eigentlich recht überlegt sogar GERADE in Monarchien. Und das ist der König eben die höchste Hierarchiestufe…oder eben DER Chef 😉
      Ohne Artikel gilt nur Gott.

      Like

  2. Eines meiner Lieblingsthemen, da ich ja der totale Listen-Freak bin 😀 so ne Bucketlist hab ich auch, aber auf Papier in meinem Notizbuch 🙂 da sind auch schon einige Sachen abgearbeitet, aber bei den anderen Sachen mach ich mir absolut keinen Stress. Alles zu seiner Zeit 🙂 Da sollte man sich echt nicht so reinsteigern, sonst kriegt man nur die Krise, weil man unmöglich alles schaffen kann, ohne 200 Jahre alt zu werden oder im Lotto zu gewinnen.

    Like

    1. Puh, gute Frage. Hab die gerade nicht bei mir, aber ich schätze so gut 40 Dinge. Davon sind aber bestimmt schon 10 abgehakt.
      Ach ja, das ist aber nur die normale Bucket List. Hab nämlich auch noch jeweils eine für Bücher, Filme und Reisen 😀

      Like

    2. 40 sind auch bestimmt realistisch machbar. 😉
      Für Bands hast du keine Liste? Oder hast du da alle schon abgehakt? Das wundert mich ja fast schon…
      (Ich habe mittlerweile fast alle ‚Must see‘ Bands gesehen. Nur ‚The Offspring‘ und ‚Muse‘ stehen noch drauf…aber Muse ist immer so teuer… 😦

      Like

    3. Ich glaub auch, dass 40 machbar sind 🙂
      Hm, komisch eigentlich, aber für Bands hab ich tatsächlich keine Liste. Da nimm ich einfach alles mit was kommt 😀
      Ach, lass dir die Karten doch zu Weihnachten oder Geburtstag schenken 😉

      Like

    4. Stimmt…da war was. Dann zu Weihnachten und Geburtstag zusammen? Oder mal zu einem runden Geburtstag? Zum bestandenen Studium? Oder als Geschenk an sich selbst?

      Like

  3. Bucketlist – hm, mag keine Eimer mit Zielen füllen …
    Und ne List für Ziele? Da müßte man welche haben oder definieren -und dann hat man die ja laufend vor Augen!
    Dann lieber alles im Kopf …

    Like

    1. Finde ich nicht unbedingt. Deine Ziele, was du noch so machen willst, hast du ja auch permanent im Kopf. Irgendwo weit hinten.
      Da hilft das aufschreiben zum einen die klar zu werden ‚will ich das überhaupt wirklich? Ist es mir den Aufwand wert?‘ und zum anderen (bei mir) hilft das, eben nicht immer wieder daran zu denken. Ich verlagere sie quasi aus dem Kopf auf Papier 😉
      Was hast du denn so für Ziele im Kopf?

      Like

Senf dazugeben: